editorial
programm
news
merci
kontakt
downloads
archiv


© Pink Apple
 April 2002

editorial

5 Jahre Pink Apple

Pink Apple wird heuer schmucke fünf Jahre alt. Die Thurgauer Filmreihe der lesbischschwulen MoschtlerInnen im Provinzstädtchen hat sich zur reichhaltigen Kinowoche mit rund dreissig Filmen in Frauenfeld und Zürich gemausert. Gleichzeitig hat sich einiges auf dem politischen Parkett zu Gunsten von Lesben und Schwulen getan: Die ersten Schritte zur Registrierung der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft und damit der Anerkennung ihrer Rechte sind getan. Dieser emanzipatorische Prozess ist auch in vielen anderen westlichen Ländern zu beobachten und schlägt sich nicht zuletzt in einer offeneren Inhaltspalette der Filme nieder: Kinder (und die künstliche Befruchtung) sind zunehmend ein Thema, Transsexualität und – ein untrügliches Zeichen für homosexuelle «Normalität» – der heterosexuelle «Ausrutscher».

Dabei klaffen die Lebensrealitäten zwischen Stadt und Land, Ost und West, Nord und Süd bis heute empfindlich auseinander. Aufschluss darüber gibt ein Blick zurück in die ehemalige DDR, wo Homosexualität als «abnorme Persönlichkeitsentwicklung» von der Stasi observiert wurde («Herr Schmidt und Herr Friedrich»). Oder ins zeitgenössische China, wo der erste Lesben-Spielfilm («Fish and Elephant») der Zensur wegen nicht gezeigt werden darf. Oder nach Minsk, wo eine Filmemacherin nach Bekanntwerden ihres Engagements für Lesben und Schwule in diesen Tagen ihren Job verlor («And They Still Smile»).

Doch auch bei uns ist Homosexualität nicht unbedingt und schon gar nicht überall selbstverständlich und akzeptiert. Im Wallis war der Gay Pride 2001 nur dank dem bewundernswerten Mut der Organisatorin Marianne Bruchez und ihrer MitstreiterInnen möglich. Ihre aufrührerische und ansteckende Energie hat Lionel Baier in seinem «La parade (Notre histoire)» für uns festgehalten. Aber nicht nur das Wallis geht neu in die rosa Geschichte ein, auch ein bisher noch blütenweisser Fleck auf der Schweizer Karte hat einen pinkigen Farbtupfer erhalten: Aus dem Graubünden erreicht uns im Kurzfilmwettbewerb der erste rätoromanische Schwulenfilm – ein «Aungel d’amur» fürwahr!

Wir freuen uns, auch dieses Jahr mit Pink Apple zwei Wochen lang den filmischen Fokus zu unseren Gunsten zu verschieben und mit euch zusammen den weiten, schillernden Kosmos «hinter dem Regenbogen» zu ergründen. Pink Apple dankt all seinen SponsorInnen und Inserenten, den GönnerInnen und anderen zugewandten Orten für ihre grosszügige Unterstützung, ohne die das Festival nicht stattfinden könnte. Unser spezieller Dank gilt Ettore Cella, der freundlicherweise das Patronat übernommen hat.

Daniel Bruttin, Michael Hauser, Roland Loosli, Thomas Müller, Doris Senn


Zu unserem Festival einladen möchten wir alle intelligenten Menschen, gleich welchem Geschlecht, welchem Glauben und welcher politischen Richtung sie angehören. Denn das Thema ist und bleibt – seit ewigen Zeiten – von grösster Aktualität und folglich auch von grösstem allgemeinem Interesse. Es soll uns keine und keiner behaupten, dass Sex und Liebe nicht interessieren und berühren!

Dass es dabei noch immer einen Unterschied macht, ob es sich um hetero- oder homosexuelle Anziehung handelt, zeigt sich in unserer Welt in der verschiedensten Weise. Wir müssen immer noch für die Legalisierung kämpfen. Die Diskriminierung der gleichgeschlechtlichen Liebe reicht bis zum Verbot. In gewissen Ländern wird sie sogar mit Kerkerhaft und dem Tod bestraft.

Deshalb besucht und schaut an unserem 5-Jahr-Jubiläum des Filmfestivals Pink Apple die möglichsten und unmöglichsten Seiten dieses Themas in filmischem Gewand an, das euch von einer sogenannten Minderheit, deren Anliegen von höchster Aktualität sind, angeboten wird.

Ettore Cella, Schauspieler und Regisseur